- Startseite
- Das tägliche Sterben
- Die Archäologie als Spiegel eines beispiellosen Abschlachtens
- Typische Beispiele für "Beisetzungen"
Seit Beginn der 1990er Jahre wurden immer wieder Archäologen hinzugezogen, um die Vielzahl an Leichenfunden zu untersuchen, die in den Frontabschnitten zurückgeblieben sind. Ihre Tätigkeit, die in den allermeisten Fällen zunächst von der Achtung vor diesen Männern geprägt war, nahm nach und nach immer stärker wissenschaftliche Züge an, um den letzten Abschnitt in der Geschichte dieser als vermisst geltenden Soldaten besser verstehen und mehr darüber sagen zu können. Man muss allerdings feststellen, dass trotz der Zunahme dieser Grabungen eine jede ein Einzelfall und das Ergebnis aus dem Zusammentreffen zahlreicher Faktoren ist, die zufällig in diesen Zeiten voller Gewalt und absoluten Notfällen gemeinsam eintraten. Dennoch kann man aus diesen zusammengewürfelten Einzelschicksalen einige Grundprinzipien ableiten. Am Anfang steht der Fund dieser verloren geglaubten Leichenteile, über die in der Literatur über den Krieg so viel zu lesen ist. Die Funde reichen von einigen wenigen Skelettfragmenten, die an der Oberfläche eines Schützengrabens freigelegt werden oder, noch seltener, gehäuft in einem Grab liegen, bis zu vermissten Soldaten in voller Ausrüstung am Grund eines Bombenkraters oder Schützengrabens. Hier gab es keine Beisetzung, die Bedeckung mit Erde erfolgte nach dem Zufallsprinzip. Anhand der Ausrüstung der gefundenen Soldaten kann man sich jedoch ein sehr genaues Bild dieser Kombattanten machen: Zusammensetzung ihrer Uniform, persönliche Gegenstände. Die Soldaten dagegen, die entweder in einem Einzel- oder Massengrab regulär beigesetzt werden konnten, werden oftmals ohne ihre Ausrüstung begraben, und auch ihre persönlichen Gegenstände werden ihnen abgenommen. Sie vermitteln uns also ein weniger präzises Bild, doch manchmal erkennt man besondere Begräbnisriten, bei denen freundschaftliche oder kameradschaftliche Bande betont werden, so insbesondere bei einer Bestattung im Massengrab, wo solche Riten wiederholt auftreten und daher leichter erkennbar sind. Es kann allerdings auch sein, dass man komplett oder fast völlig leere Gräber findet, denn unmittelbar nach Kriegsende wurden sehr viele Soldaten, die auf den Schlachtfeldern gefallen waren, umgebettet.