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- Archäologen in den Schützengräben
Im 1. Weltkrieg waren auch zahlreiche Archäologen unter den kämpfenden Truppen. Oftmals stammen sie aus der Bildungselite und dienen im Normalfall als Offiziere oder Unteroffiziere. Die Verluste unter ihnen waren hoch.
Ein bedeutender französischer Archäologe der damaligen Zeit, Joseph Déchelette, meldet sich gleich bei Kriegsbeginn als Freiwilliger, obwohl er aufgrund seines Alters nicht mehr zum Wehrdienst verpflichtet ist. Er wird zum Hauptmann der Reserve ernannt, und Ende September rückt er mit dem 298. Reserve-Infanterieregiment Roanne an die Aisne-Front vor. Am 4. Oktober 1914 wird er im Alter von 55 Jahren bei einem Angriff auf den Anhöhen von Vingré getötet. Er hinterlässt ein monumentales, sechsbändiges Werk: das Manuel d’archéologie préhistorique, celtique et gallo-romaine, ein Handbuch der Archäologie der Frühgeschichte, der Kelten und der Gallorömer, das lange Zeit als das Referenzwerk schlechthin gilt.
Bei den Erdarbeiten zum Bau der Schützengräben werden per Zufall zahlreiche archäologische Funde gemacht. Bei den Alliierten verbreiten bestimmte wissenschaftliche Zeitschriften Anekdoten über einige Funde. Die Deutschen dagegen verwenden die Archäologie als Argument und Rechtfertigung für ihre expansionistischen Ambitionen auf der Suche nach altgermanischen Kulturgütern. Sie organisieren groß angelegte Grabungen, über die Veröffentlichungen erscheinen. Ein solches Kulturgut ist das gallische Gräberfeld (Frühlatène) bei Bucy-le-Long, wo Hans Niggemann vom 8. Februar bis zum 9. April 1915 32 Gräber aus der Keltenzeit freilegt.